Was tue ich, wenn mein Partner häufig Wutausbrüche hat und mir die Schuld daran gibt?

WARUM WERDEN WIR WÜTEND?

(Einen ausführlichen Beitrag zum Thema WUT findest du hier)

Wutausbrüche und damit verbundene Schuldzuweisungen sind für jede Art von Beziehung sehr belastend - besonders aber in einer Paarbeziehung. In einer gesunden Partnerschaft sollte jeder in der Lage sein, seine Gefühle zuzulassen und auf respektvolle Weise auszudrücken, ohne sich gegenseitig zu verletzen oder zu beschuldigen.

 

Warum werden wir wütend?

Wutausbrüche sind oft ein Zeichen für ungelöste Konflikte, Überforderung, Hilflosigkeit und Unsicherheit und stellt in solchen Momenten die einzig greifbare Bewältigungsstrategie dar. 

Eine Person kann auch, je nachdem in welchem sozialem Bereich sie sich bewegt, anders mit ihrer Wut umgehen: Sie kann in einer Beziehung eine andere Ausdrucksform finden als zum Beispiel bei Freunden oder im Arbeitsumfeld. Das liegt unter anderem daran, dass wir uns in der Partnerschafteher trauen, uns so zu zeigen wie wir sind. Zugleich aber sind wir hier auch am verletzlichsten. Daher fallen viele Reaktionen in der Beziehung intensiver aus. Nach außen schaffen es viele, eine Fassade aufrecht zu erhalten und ihre Wut zu unterdrücken, um ihr Ansehen nicht zu gefährden. Wut braucht aber eine nicht destruktive Ausdrucksform und nicht die ungefilterte Entladung am Partner. Das bedeutet allerdings nicht, alles zu unterdrücken. Jedes Gefühl darf zugelassen und gefühlt werden, sonst führt es dauerhaft zu psychischen und physischen Problemen. Wut hat auch starke, positive Kräfte, die uns zeigen, dass wir etwas verändern sollten, die uns Energie geben. Der Umgang damit ist entscheidend.

JEDER IST FÜR SEINE GEFÜHLE VERANTWORTLICH

An dieser Stelle betone ich nochmal, dass man niemanden für seine Wut verantwortlich machen kann. Wenn ein Verhalten, eine Konversation wütend macht, dann liegt das an der eigenen Interpretation dessen und zugleich an dem Wert, den ich dieser Sache zumesse.

Die Erkenntnis ist wichtig, dass die Verantwortung für Wutausbrüche immer beim Wütenden liegt. Jeder verdient es, mit Respekt und wertschätzend behandelt zu werden. Auch wenn ich mich wiederhole, aber dieser Satz kann und sollte zu einem inneren Mantra werden.

BENENNE UND SCHÜTZE DEINE GRENZEN

Es ist sowohl für deine psychische, als auch für deine physische Gesundheit wichtig, deine Grenzen zu wahren. Diese solltest du ruhig, klar und ohne Vorwürfe kommunizieren. Sage was ist und was du nicht möchtest. Bleibe beim ich. „Ich finde es verletzend, wenn du so mit mir sprichst. Ich werde mich zurückziehen und wir können das Gespräch später fortsetzen.“ Auch wenn der andere dies als Provokation auffasst und weiter eskaliert, bleibe bei dir und begib dich nicht in diese Spirale.

Wenn du ruhig bleibst und nicht auf die Aggressionen reagierst (ohne Vorwürfe, ohne Provokation etc), kann das helfen, die Situation zu deeskalieren. In jedem Fall sollte ich aber auch mir selbst gestatten, das Gefühl, das der Wutausbruch meines Partners in mir hervorruft zuzulassen: dies kann ebenso Wut sein, wie auch Traurigkeit. Aber eben keine ungezügelte Wut. Vielleicht ist folgendes ein hilfreicher Gedanke: Im Moment des Wutausbruchs steht da kein Erwachsener mehr vor dir, sondern sein inneres Kind, das mit seiner Verletzung nicht anders umgehen kann.

Wenn die Wutausbrüche eure Beziehung belasten, solltest du das in einem ruhigen Moment ansprechen. Du kannst deinen Partner fragen, was ihn generell so wütend macht, oder wie du ihn dabei unterstützen kannst, mit seiner Wut umzugehen. Aber: Du bist nicht der Therapeut deines Partners. Du kannst ihn unterstützen, mehr nicht. Manchmal geht es nicht ohne Hilfe von außen.

SUCHE DIR ZUERST UNTERSTÜTZUNG FÜR DICH

Oft gibt es eine große Scham, mit anderen darüber zu reden, vor allem, wenn du die Schuld für die Ausbrüche bei dir selbst suchst. Diese Schuldgefühle und Aggression sind aber auf Dauer Gift für dein Selbstwertgefühl und für deine emotionale Gesundheit.

Sprich mit einer vertrauten Person, einer Beratungsstelle, oder einem Therapeuten über deine Situation.

STOP

Es ist wichtig, dass du deinem Partner klar sagst, dass das Verhalten nicht mehr akzeptabel ist. An dieser Stelle ist auch ein „entweder / oder“ gerechtfertigt. Sei klar und bleibe bei dir. „Ich will nicht mehr so behandelt werden. Ich möchte, dass wir etwas tun um diese Situation zu verbessern.“ Es kann zum Beispiel hilfreich sein, eine Paartherapie in Erwägung zu ziehen, falls ihr schon eine eingespielte Dynamik habt, in der jeder den Konflikt weiter anheizt und niemand aus dem fahrenden Karussell aussteigen kann. Dies setzt bei beiden die Einsicht voraus, dass das Verhaltensmuster schädlich ist und dass beide gegebenenfalls ihre Anteile daran erkennen und willens sind, daran zu arbeiten. Es gibt weiterhin viele Angebote um sich online zu informieren oder Kurse in denen man lernt, mit Wut und Aggression umzugehen.

ZIEHE KONSEQUENZEN, WENN SICH NICHTS ÄNDERT

Veränderungen brauchen immer Zeit. Wenn dein Partner jedoch nicht die Verantwortung für sein Verhalten übernehmen will, oder die Wutausbrüche trotz eurer Bemühungen nicht aufhören, kann es nötig sein, sich zu fragen, ob man weiterhin mit dieser Person zusammen sein möchte. Und ich muss mich nochmals wiederholen: Niemand sollte in einer Beziehung dauerhaft psychisch und emotional misshandelt werden. Und ja: es geht anders!

FAZIT

Wutausbrüche, bei denen du mit Schuldgefühlen beladen und beschimpft wirst, sind ein ernstzunehmendes Problem, vor dem man nicht die Augen verschließen sollte. Du hast das Recht auf eine  Kommunikation auf Augenhöhe und darauf, in einer liebevollen Partnerschaft zu leben, in der du dich sicher fühlst. Wenn du klare Grenzen setzt und das Thema ruhig ansprichst, beziehungsweise, wenn ihr euch gemeinsam Hilfe sucht und an euch arbeitet, könnt ihr eure Beziehung weiterbringen Wenn sich nichts an der Situation ändert ist es wichtig, dir Unterstützung zu suchen und zu überlegen ob das die Beziehung ist, die du auf Dauer führen willst und die du verdienst. 

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